Welche Bedeutung hat die Mundgesundheit für die Darmflora?

Wenn von Mundgesundheit gesprochen wird, denken viele Menschen nur an die Zähne und das Zahnfleisch. Es gibt jedoch deutlich mehr Zusammenhänge, denn der Mundraum ist ein kleines, aber komplexes Ökosystem und spielt eine bedeutende Rolle für die Gesundheit des gesamten Organismus.

Besonders interessant ist die Wechselwirkung zwischen der Mundgesundheit und der Darmflora, die zunehmend an wissenschaftlicher Aufmerksamkeit gewinnt. Denn dass der Darm eine Schlüsselfigur für das Immunsystem, die Verdauung und sogar die psychische Gesundheit darstellt, ist mittlerweile Konsens. Wie aber beeinflussen die Bakterien im Mund den Darm? Und warum kann schlechte Mundhygiene weitreichende Folgen für den Darm haben?

Die Mundflora und ihre Auswirkungen auf den Darm

In der Mundhöhle tummelt sich eine Vielzahl von Bakterienarten, Pilzen und anderen Mikroorganismen, die zusammen die Mundflora bzw. das orale Mikrobiom bilden. Ist dieses gesund, befinden sich diese Mikroorganismen in einem Gleichgewicht und schützen vor schädlichen Keimen, unterstützen die Verdauung von Kohlenhydraten und produzieren entzündungshemmende Stoffe. Wird die Balance gestört – zum Beispiel durch mangelnde Mundhygiene, Zucker, zu viel Alkohol oder Rauchen – kann es zu chronischen Entzündungen wie Parodontitis, zu Karies oder Mundgeruch kommen.

Die Darmflora – das Mikrobiom des Darms – ist analog aufgebaut und besteht aus Milliarden von Mikroorganismen, die wichtig für die Verdauung, das Immunsystem und sogar das Gehirn sind. Eine Störung der Mundflora kann sich negativ auf die Darmflora auswirken, da schädliche Bakterien über den Speichel oder die Nahrung in den Verdauungstrakt gelangen können und die Darmschleimhaut besiedeln. Studien haben nachgewiesen, dass bestimmte orale Bakterien wie etwa Porphyromonas gingivalis – ein Hauptverursacher von Parodontitis – im Darm vorhanden sein und dort chronische Entzündungen fördern können.

Die Mund-Darm-Achse

Von der Mundhöhle gibt es eine direkte Verbindung zum Verdauungssystem. Bakterien aus dem Mund gelangen mit Speichel und Nahrung in die Speiseröhre und weiter in den Magen-Darm-Trakt. Der Magen tötet durch die Magensäure zwar viele dieser Bakterien ab, aber einige pathogene Keime können überleben und sich im Darm ansiedeln, wo sie das Gleichgewicht der Darmflora stören und destabilisieren. Bei Menschen mit Parodontitis wurde in einer Studie festgestellt, dass sie eine geringere Vielfalt an nützlichen Darmbakterien aufweisen.

Durch chronische Entzündungen im Mund gelangen Bakterien und ihre Stoffwechselprodukte über die Blutbahn in den Darmtrakt, aktivieren dort Immunzellen und führen in manchen Fällen zu einer Überreaktion der Darmbarriere. Diese Reaktion spielt zum Beispiel eine Rolle bei Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Reizdarm.

Auch Zahnpflegeprodukte können Einfluss auf die Darmflora nehmen, denn nicht wenige Zahncremes und Mundspülungen enthalten Wirkstoffe, die nicht nur schädliche, sondern auch nützliche Bakterien abtöten. Eine übermäßige Anwendung solcher Produkte kann die Mundflora aus dem Gleichgewicht bringen und somit indirekt auch die Darmflora negativ beeinflussen.

Was unterstützt gleichzeitig eine gesunde Mund- und Darmflora?

Um zur Mund- und Darmgesundheit beizutragen, ist eine gründliche Mundhygiene mit zweimaligem Zähneputzen pro Tag, der Verwendung von Zahnseide und der Vermeidung aggressiver Mundspülungen der erste Schritt.

Wichtig ist außerdem eine ausgewogene Ernährung. Frisches Obst und Gemüse sowie Ballaststoffe fördern die Speichelproduktion und die gesamte Verdauung. Das bakterielle Gleichgewicht kann durch probiotische Lebensmittel wie Kefir, Joghurt, Sauerkraut oder Kimchi unterstützt werden. Nach Möglichkeit zu vermeiden sind Lebensmittel mit einem hohen Zuckergehalt und Weißmehlprodukte. Fisch mit seinen Omega-3-Fettsäuren, grüner Tee und Kurkuma haben eine entzündungshemmende Wirkung und können das Risiko für Parodontitis, aber auch für Darmentzündungen senken.

Chronischer Stress schwächt das Immunsystem und beeinflusst ebenfalls Mund und Darm in negativer Weise. Deshalb ist ein Stressabbau durch Entspannungstechniken wie Meditation zusammen mit ausreichend Schlaf ebenfalls angeraten.

Fazit

Mund- und Darmgesundheit stehen in einem engen Zusammenhang. Eine unausgewogene Mundflora kann schädliche Bakterien in den Verdauungstrakt bringen, Entzündungen fördern und das Risiko für chronische Darmerkrankungen erhöhen. Umgekehrt kann eine gesunde Darmflora auch positive Effekte auf die Mundgesundheit haben, indem sie das Immunsystem stärkt und entzündliche Prozesse reduziert. Eine Kombination aus guter Mundhygiene, einer ausgewogenen Ernährung und entzündungshemmenden Maßnahmen kann dazu beitragen, sowohl die Mund- als auch die Darmgesundheit langfristig zu erhalten.

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