Können schlechte Zähne genetisch bedingt sein?

Helles oder dunkles Haar, grüne oder blaue Augen, sogar die Körpergröße und die Gesichtszüge: Fast alle körperlichen Merkmale, die ein Mensch aufweisen, wurden ihm von seinen Eltern vererbt. Doch in welchem Maße gilt das für die Zähne? Können schlechte Zähne tatsächlich in der Familie liegen oder handelt es sich doch um das eigene Verschulden?

Bestimmte Genvariationen erhöhen das Risiko für Karies

Da Karies einen bakteriellen Befall darstellt, liegt der Grund für die Erkrankung nicht in den Genen, sondern in einer unzureichenden Mundhygiene. Die Beschaffenheit der Zähne ist jedoch durchaus genetisch bedingt und kann Einfluss auf das Kariesrisiko nehmen: Bei weichem Zahnschmelz, welcher von den Eltern vererbt werden kann, haben die Bakterien leichtes Spiel. Auch schiefe Zähne, die den Bakterien schwer zu putzende Schlupflöcher bieten, können einer genetischen Veranlagung entstammen.

Die Anfälligkeit für Parodontitis kann genetisch bedingt sein

Seit Längerem ist in der Forschung bekannt, dass die Häufigkeit und der Verlauf einer Parodontitis (Zahnbettentzündung) durch bestimmte Genvariationen beeinflusst wird. Verantwortlich ist ein Genkomplex, der für die Bildung der Interleukine zuständig ist. Dabei handelt es sich um Botenstoffe der Zellen des Immunsystems.

Etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung reagiert auf eine bakterielle Infektion mit einer übermäßigen Produktion von Interleukinen. Ein solcher Überschuss kann die Entzündungsreaktion verstärken und in der Folge körpereigenes Gewebe zerstören. Besteht eine entsprechende genetische Veranlagung, steigt daher das Risiko, an einer Parodontitis zu erkranken. Zudem kann die Krankheit länger andauern und schwerer verlaufen.

Gelbe Zähne entstehen durch vererbbaren dünnen Zahnschmelz

Der Zahnschmelz eines jeden Menschen ist grundsätzlich dick und weiß. Unter dem Zahnschmelz liegt das Dentin, das von Natur aus gelb ist. Wird der Zahnschmelz dünner, kommt es immer mehr zum Vorschein und die Zähne erscheinen gelb. Bei den meisten Personen passiert dies im Alter durch die Abnutzung des Zahnschmelzes. Durch einen genetischen Defekt kann es jedoch vorkommen, dass manche Menschen bereits als Kinder einen sehr dünnen Zahnschmelz haben und daher schneller gelbe Zähne bekommen.

Zahnfehlstellungen können vererbt werden

Haben die Eltern früher Zahnspangen getragen, wird das Kind vermutlich auch eine benötigen. Denn Zahnfehlstellungen sind grundsätzlich genetisch bedingt. Die Kieferform eines Menschen und die Position seiner Zähne werden individuell von den Erbanlagen bestimmt. Die vererbte Zahnfehlstellung sollte vom Arzt korrigiert werden: Sie kann dazu führen, dass die Zähne beim Putzen schwerer erreicht werden können und somit anfällig für Karies und Parodontose werden.

Die Bedeutung von Lebensstil und Zahnpflege in der Familie

Den meisten Zahnerkrankungen kann mithilfe einer regelmäßigen, gründlichen Zahnpflege vorgebeugt werden. Leider liegt genau dort oft das Problem: Eine unzureichende Zahnpflege kann zwar nicht vererbt, dafür aber anerzogen werden. Putzen die Eltern ihre Zähne nicht oft genug, schauen sich die Kinder diese Verhaltensweisen oftmals ab. Auch die Kontrollbesuche in der Zahnarztpraxis fallen dann häufig aus. Zuletzt kann natürlich auch eine ungesunde Ernährungsweise in der Familie liegen. Eltern sollten daher stets als Vorbild agieren, um die Gesundheit ihrer Kinder zu schützen.

Fazit: Diese Rolle spielt die Genetik bei der Zahngesundheit

Genetische Anfälligkeiten für Parodontitis, Zahnfehlstellungen und sogar gelbe Zähne gibt es tatsächlich. Letztendlich kommt es jedoch immer auf das Zusammenspiel der Erbanlagen mit weiteren Faktoren wie der Ernährung und der Zahnpflege an. Bereits in jungem Alter kann jeder mit sorgfältiger Mundhygiene und regelmäßigen Besuchen in der Zahnarztpraxis vorbeugen. Selbst Risikogruppen sind ihren Genen somit nicht hilflos ausgeliefert.

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